Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes versteht sich als Zusammenschluss von Menschen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, von überlebenden NS - Verfolgten, aber auch von Angehörigen der nachfolgenden Generationen. Ihr Anliegen ist es, aus der Vergangenheit zu lernen und für eine Welt ohne Rassismus, Antisemitismus, Nazismus und Militarismus, ohne Ausgrenzung, ohne Faschismus und Krieg einzutreten.
In Neustadt in Sachsen wurde im Jahr 1946 im Arthur-Richter-Park bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine Holztafel zu Ehren der Verfolgten des Naziregimes aufgestellt. Einige Mitglieder der Vereinigung wünschten sich eine dauerhaftere Lösung und so wurde 1948 ein Findling aus Neukirch vom Steinmetzmeister Marschner bearbeitet. Mittig auf dem Stein ist der rote Winkel zu sehen, das Kennzeichen der politischen Häftlinge in den Konzentrationslagern im Nationalsozialismus, der zum Verbandszeichen der VVN wurde.
Am 11. September 1949 wurde der Gedenkstein mit einer Morgenfeier und einer Kranzniederlegung der Öffentlichkeit übergeben. Laut Berichten nahmen ca. 1200 Personen an der Einweihungsfeier teil. Für den Erhalt der Gedenkstätte verkaufte man an diesem Tag Kunstblumen, deren Erlös für Unterhaltungsarbeiten verwendet wurde.
Im Frühjahr 1976 nahmen die Mitglieder der VVN Kontakt zu dem Dresdner Künstler Johannes Peschel auf. Dieser legte am 8. August 1977 einen Entwurf für eine Erweiterung des Denkmals mit einem Relief dem damaligen Rat der Stadt vor. Erst im Frühjahr 1982 begannen der Aufbau und die Montage der Erweiterung des Denkmals. Die feierliche Einweihung fand am 6. Mai 1983 statt.
Das Denkmal im Jahr 1985
Im Jahr 1992 wurde die Erweiterung zurückgebaut und nur der Findlingsstein blieb als Denkmal im Arthur-Richter-Park erhalten.
In Neustadt in Sachsen und in allen Ortsteilen wurden vor allem nach dem Ersten Weltkrieg Denkmale errichtet, welche an die Gefallenen und an die schrecklichen Zeiten von 1914 - 1918, aber auch an den Zweiten Weltkrieg von 1939 - 1945, erinnern. Sie sollen eine Mahnung für unsere zukünftigen Generationen sein.
Auf dem Denkmal im Theklapark sind die Namen von 182 im Ersten Weltkrieg Gefallenen eingemeißelt (Dr. I. Große).
Das beeindruckende Mahnmal in Langburkersdorf steht seit 1923 östlich der Ampelkreuzung an der Raupenbergstraße. Die Anlage besteht aus drei sich nach oben öffnenden Stelen, auf denen die Namen von 133 Gefallenen des Ortes verewigt sind. Sie ist ein Werk des Dresdner Bildhauers Arthur Lippert (1879 - 1948). Der Hinweis stammt vom Neustädter Eberhard Hammer (†), Text: Dr. I. Große, Foto: G. Gräfe.
Den Berthelsdorfer Gedenkstein findet man an der Bischofswerdaer Straße am Abzweig des Weges zur Schimmings Höhe. Die Namen auf dem Granitkubus mit Eisernem Kreuz, Eichenblättern und einem Stahlhelm sind nicht mehr lesbar. Auch dieser Gedenkstein beeindruckt. Leider sind keine Informationen zur Entstehung und zum Bildhauer bekannt.
Das Denkmal am Mittelweg in Polenz zeigt als Metapher einen nackten Mann im Kampf mit einer Schlange. Es sollte wohl das Ringen der Deutschen gegen feindliche Mächte symbolisieren. Allerdings hat sich die öffentliche Meinung dazu in den vergangenen Jahren verändert. Einen künstlerischen Wert besitzt das Denkmal trotzdem, auf dessen Rückseite ein Schriftzug allgemein an alle Toten der beiden Weltkriege erinnert. Auch bei diesem Stein gibt es keine Angaben zur Entstehung.
An der gleichen Stelle wird mit einer weiteren Gedenktafel an das Explosionsunglück in der (nicht mehr existierenden) Pyrotechnischen Fabrik zwischen Polenz und Langenwolmsdorf 1915 erinnert, bei dem 15 Arbeiterinnen starben. Arbeiteten sie für die Rüstungsindustrie im Ersten Weltkrieg?
An der Rückersdorfer Kirche befindet sich bereits seit 1921 ein Gedenkstein, auf dem die Namen der 27 Toten und Vermissten des Dorfes im Ersten Weltkrieg eingemeißelt sind.
Krumhermsdorf hat erst seit 2005 einen Stein der Erinnerung am Dorfplatz, welcher von zwei Überlebenden des Zweiten Weltkrieges, Gerhard Maaz und Artur Winkler, aufgestellt wurde. Mit diesem Magmatit-Stein wird aller bekannten und unbekannten Toten des Dorfes in den beiden Weltkriegen gedacht.
Einen Bezug zu einem traurigen Ereignis in Rugiswalde am 15. Mai 1945 stellt der einfache Granitstein in der Nähe des Feuerwehrhauses am oberen Ortsende her. Es wird an die Erschießung von sieben Einwohnern des Ortes an diesem Tag, eine Woche nach Kriegsende, erinnert. Zum Hintergrund des Verbrechens wahrscheinlich von betrunkenen polnischen Soldaten verübt, ist auf der Internetseite des Bergbau-Traditionsvereins ein Augenzeugenbericht veröffentlicht (https://www.bergbau-im-hohwaldgebiet.de). Unter den Toten waren ein Ehepaar, ein 10- und ein 17-jähriger Junge.
Die große Anlage zum Gedenken an die Kriegstoten in Oberottendorf wurde bereits oben erwähnt. Eine Besonderheit: im oberen Teil sind die Namen der 58 im Krieg zwischen 1914 und 1918 getöteten Nieder- und Oberottendorfer verewigt. Auf weiteren Stelen werden auch die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg namentlich genannt. 89 Männer des Ortes kamen nicht mehr heim, sie sind gefallen oder wurden vermisst.
In der Innenstadt von Neustadt in Sachsen existieren neben dem Stein im Theklapark und dem VVN-Denkmal im Stadtpark noch zwei weitere Denkmale auf dem Friedhof an der Bischofswerdaer Straße: Eine ca. drei Meter hohe Stele erinnert an die Toten aus der Parochie Neustadt während der Kriege von 1866 (Preußen gegen Österreich) und 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg). Außerdem steht ein Stein, fast ganz von Efeu überwuchert, oberhalb des Haupteingangs zwischen der Kirche und dem Haus des Friedhofsgärtners. Mit ihm erinnert man an die in Neustadt gestorbenen Soldaten, die als Verwundete und Kranke hierher kamen. Nur ein senkrechtes Schwert ist auf dem Stein noch erkennbar, die Namen kann man nicht mehr entziffern, sie sind aber in den Kirchenbüchern nachzulesen.
Mögen die Denkmale die Vorbeigehenden mahnen!
Dr. I. Große
Gedenksteine zur Erinnerung,
o. Reihe v. l.: Krumhermsdorf, Berthelsdorf, Polenz,
m. Reihe v. l.: Friedhof Neustadt, Friedhof Neustadt, Rugiswalde,
u. Reihe v. l. Oberottendorf, Oberottendorf und Rückersdorf
Foto: Dr. I. Große